Archive für Tamedia

In den nächsten Tagen hat die Schweiz eine neue Newsapp namens „12-App“. Apple hat über das Wochenende grünes Lichts gegeben, so dass die App bereits heruntergeladen werden kann (-> der Link dazu). Die 12-App bringt täglich (Mo-So) die 12 relevantesten Artikel um 12 Uhr direkt auf das Smartphone. Die Artikel stammen aus verschiedenen Redaktionen des Verlags Tamedia (wie beispielsweise Tages-Anzeiger, Finanz und Wirtschaft, annabelle, Sonntagszeitung, 20 Minuten, 20 Minuten Friday, Der Bund, Berner Zeitung etc.). Ein eigenes 12-App-Team bestehend aus 2 Mitarbeitenden wählt die Storys des Tages aus und bereitet sie für das mobile Lesen speziell auf. Pro Monat können 12 Artikel kostenlos gelesen werden. Danach kann für 6 CHF im Monat ein Abonnement gelöst werden.

Ich durfte bereits eine Testversion der neuen App herunterladen. Was mir auf den ersten Blick gefällt:

  • Kuratierung: Von Hand kuratiert, nicht von einer Maschine (-> ähnlich wie Niuws von Peter Hogenkamp)
  • Begrenzung: Klare Begrenzung auf 12 Geschichten pro Tag, klare Begrenzung auf 1 Ausgabe pro Tag
  • Mobile-Only: Klarer Fokus auf Mobile (-> Die Artikel können nicht auf dem Desktop angeschaut werden)
  • Freier Zugriff für bestehende Zeitungs-Abonnenten: Abonnenten von Tages-Anzeiger, Der Bund, Berner Zeitung, Langenthaler Zeitung, Thuner Tagblatt und Berner Oberländer haben kostenlosen Zugriff auf die „12-App“. Momentan diskriminiert werden die Abonnenten der Zürcher Landzeitungen (Der Landbote, Zürcher Unterländer etc.), welche für die neue App bezahlen müssen
  • Design: Nüchternes, aber sehr angenehmes Design
  • Einfacher Bezahlprozess: Der Bezahlprozress geschieht über In-App-Purchase von Apple, d.h. die Abrechnung geschieht direkt über den iTunes-Account. Dies erachte ich als sehr nutzerfreundlich

Da es sich bei dieser App um eine „Zweitverwertung“ handelt und mit knappsten Mittel kuratiert und produziert wird (2 Personen mit Teilzeitpensen), kann die App hoffentlich bald schwarze Zahlen schreiben. Bei geschätzten 200’000 und 300’000 CHF Kosten pro Jahr (ohne Investitionskosten) und mit der Annahme einer Abgabe von 30% der Abokosten an Apple benötigt die App zwischen 4’000 und 6’000 Abonnenten, welche dafür zahlen. 5’000 Abonnenten für Break-even sollten ein erreichbares, aber trotzdem sportliches Ziel darstellen.

Wie immer wünsche ich neuen Medienprodukten in der Schweiz viel Erfolg. Lieber Michael Marti und liebe Regula Marti, ich wünsche euch nur das Beste vom Besten für eure neue „12-App“.

Und die neue App kann bereits im Apple-Store heruntergeladen werden: https://itunes.apple.com/ch/app/12-app/id985919437?l=en&mt=8

12 App

Die neue „12-App“ aus dem Haus Tamedia

 

Transparenz-Box: Zwischen 2012 bis 2014 habe ich als Projektleiter in der Unternehmensentwicklung bei Tamedia gearbeitet. Ich war weder direkt noch indirekt in das Projekt „12-App“ involviert. Aktuell arbeite ich beim Medienunternehmen Ringier im Bereich Business Development.

12 App

Prolog

«Sven, wieso schaust du dir die Geschäftsberichte der Schweizer Medienhäuser nicht mehr an?», wurde ich in den letzten Tagen mehrmals gefragt. Stimmt gar nicht. Selbstverständlich habe ich die Geschäftsberichte 2014 der NZZ-Mediengruppe und Tamedia gelesen. Auch in meinen Winterferien habe ich den Wecker pünktlich auf 06.30 Uhr gestellt, so dass ich mir ein Bild über die Jahreszahlen machen konnte. Nur darüber bloggen konnte und durfte ich nicht, da in den Ferien das Motto «Digital Detox Light» galt. Deshalb anbei der verspätete Beweis, dass ich mich immer noch für die Medienbranche interessiere.

Ein Blick in die Vergangenheit: 2010 bis 2013

2010 hat das Tamedia Geschäftsfeld Digital einen Umsatz von 76 Mio. CHF erzielt. Ein Jahr später waren es bereits 126 Mio. CHF und einen EBITDA-Anteil von 6%. Auch im Jahr 2012 betrugt der EBITDA-Anteil 6% bei einem Digital-Umsatz von 148 Mio. CHF. Im Geschäftsjahr 2013 wuchs der Digital-Umsatz auf 233 Mio. CHF und erwirtschaftete ein EBITDA von 57 Mio. CHF (EBITDA-Anteil von 29%).

Und 2014?

2014 erzielte das Geschäftsfeld Digital insgesamt 271 Mio. CHF Umsatz und erzielte ein EBITDA von 75 Mio. CHF. Der Bereich Digital trägt bereits knapp ein Drittel (32 Prozent) des gesamten EBITDAs bei. Dieses Wachstum kam dank etlichen Akquisitionen (wie jobs.ch, StarTicket, Zattoo etc.) und organischem Wachstum zustande.

Und 2015?

Auch der Ausblick sieht vielversprechend aus. Der Entscheid der Wettbewerbskommission bezüglich search.ch und local.ch wird auf Ende März 2015 erwartet. Und auch bei der vollständigen Übernahme der Ricardo-Gruppe sowie tutti.ch und car4you.ch wird auf den Entscheid von der Wettbewerbskommission gewartet. Und ein Nein der WEKO wäre eine Überraschung beziehungsweise für die digitale Wirtschaft ein Desaster. Initiativen wie Digital Zurich 2025 müssten gar nicht gestartet werden, wenn die Schweiz keine starken nationalen Digitalunternehmen zulässt, welche den Kampf gegen die internationalen Player wie Google, Facebook und Co. aufnehmen.

Auch 2015 darf nochmals mit einem markanten Umsatz- und Ergebnissprung gerechnet werden. Leider können wir in einem Jahr die Zahlen nicht mehr mit den Vorjahren vergleichen, da ab Berichtsjahr 2015 mit einer neuen Einteilung der Geschäftsfelder gearbeitet wird. Die publizistischen Digitalangebote werden neu gemeinsam mit den jeweiligen gedruckten Angeboten in deren Geschäftsbereichen ausgewiesen.

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Tamedia Geschäftsjahr 2011

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Tamedia Geschäftsjahr 2012

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Tamedia Geschäftsjahr 2013

Tamedia Geschäftsjahr 2014

Tamedia Geschäftsjahr 2014

Digital-Portfolio

Digital-Portfolio heute

Digital-Portfolio Zukünftig

Ausblick Digital-Portfolio

Ringier wollte es. Ebay scheinbar auch. Migros bietete mit. Coop buhlte auch um die Braut. Und Tamedia siegte und übernimmt das Auktionshaus Ricardo vom südafrikanischen Medienkonzern Nasseres. Die Ricardo-Gruppe betreibt den Online-Marktplatz ricardo.ch, die Fahrzeugplattform autoricardo.ch, die Kleinanzeigen-plattform olx.ch sowie das Online Shopping Center ricardoshops.ch.

Mit der Investition in die Ricardo-Gruppe stärkt Tamedia die starke Stellung im Schweizer Onlinemarkt. Tamedia benötigt in der heutigen globalen Welt zwingend eine notwendige kritische Grösse, um die Herausforderungen der digitalen Zukunft unternehmerisch zu meistern. Mit diesem Kauf macht sie einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung. Der Kaufpreis von 240 Millionen Franken scheint vernünftig. Das Kerngeschäft Ricardo.ch ist dabei sehr rentabel und erzielt hohe EBITDA-Margen. Andererseits werden etliche Millionen in den Ausbau von olx.ch, autoricardo.ch und ricardoshops.ch investiert. Die Werbekampagne für OLX.ch dürfte etliche Millionen Brutto-Werbeleistung verschlingen. Die Transaktion steht unter Vorbehalt der Zustimmung durch die Eidgenössische Wettbewerbskommission. Wenn die Wettbewerbskommission die digitale Welt mit internationalen Playern und den Herausforderungen der digitalen Transformation versteht, wird sie der Transaktion zustimmen.

Zur Medienmitteilung von Tamedia: http://www.tamedia.ch/de/pressekontakt/medienmitteilungen/2015/pressrelease/tamedia_uebernimmt_ricardo_gruppe/

Ricardo-Gruppe

Die aktuelle Printausgabe vom “Schweizer Journalist“ hat es zwar noch nicht in meinem Briefkasten geschafft. Die digitale Version ist über verschiedene Wege in meinem digitalen Postfach gelandet. Mit grosser Spannung habe ich den Leitartikel von Hanspeter Bürgin über die Sparmentalität bei Tamedia gelesen. Doch ich wurde enttäuscht. Der Artikel lieferte keine neuen Fakten zu Tamedia. Sämtliche Informationen wurden an anderer Stelle bereits publiziert. Jeder vernünftige Mitarbeitende in der Medienbranche schweigt zu diesem Artikel. Ich nicht. Und werde damit sicherlich etliche Sympathiepunkte bei Journalisten verlieren.

Hanspeter Bürgin: „Heute geht, wer kann. Selbst etliche Vertreter des journalistischen Spitzenpersonals bleiben oft nur aus Mangel an Alternativen im kleinen Schweizer Arbeitsmarkt. Der jahrelange Spardruck hat grosse Teile der Belegschaft zermürbt und das Vertrauen in die Unternehmensführung nachhaltig beschädigt.“

1. Auch die Medienbranche funktioniert nach betriebswirtschaftlichen Kriterien

Wir wissen alle, dass die Printmedien in der Krise sind. Die Einnahmen schrumpfen und werden auch zukünftig niedriger ausfallen. In meinem Studium habe ich spätestens im 9. Semester gelernt, dass die Einnahmen grösser als die Ausgaben sein sollten. Und so ist es auch in der Medienbranche. Kommen folglich weniger Einnahmen rein, müssen die Ausgaben reduziert werden. Aus meiner Sicht nur logisch. Die geforderte durchschnittliche Umsatzrendite von 15% tut eigentlich gar nichts zu Sache. Auch wenn die Zielrendite bei lediglich 5% oder 10% liegen würde, müsste im gleichen Umfang gespart werden, lediglich mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung. Auch in den nächsten Jahren wird es Sparübungen geben. Denn eines ist sicher: Die Sparvorgaben orientieren sich an den erwarteten Einnahmen in den kommenden Jahren. Nur Printmedien mit einem wirtschaftlichen Geschäftsmodell werden überleben! Bezüglich Wirtschaftlichkeit darf Tamedia in der Schweiz in der Medienbranche als Vorbild betrachtet werden. Überspitzt zusammengefasst: „Wer besser spart, überlebt länger.“

2. Wer die Sparübungen kritisiert, soll alternative Lösungen bringen

Vielleicht sind reine Sparübungen die falsche Antwort auf die Krise? Doch wer die Sparübungen kritisiert, soll alternative Lösungen präsentieren, wie die Herausforderungen des Medienwandels gelöst werden können. Neue Ertragsquellen und neue Geschäftsmodelle sind gefragt. Kosteneinsparung ist die einfachste Lösung, aber scheinbar fehlt es den Kritiker an andersweitigen Ideen.

3. An der Unternehmenskultur muss gearbeitet werden - Idee: Free-Food

In einem Aspekt trifft der Artikel einen wunden Punkt. Aus meiner Sicht muss Tamedia an der Unternehmenskultur arbeiten. Sparen ist eine Sisyphusarbeit. Mitarbeitende brauchen Wertschätzung. Mitarbeitende müssen motiviert sein. Mitarbeitende müssen mitdenken und mitgestalten können. Für eine kleine Verbesserung der Unternehmenskultur hätte ich eine kleine Idee für Tamedia: Free-Food! Was nach paradiesischen Zuständen tönt ist nichts anderes als emotionale und zeitliche Bindung der Mitarbeitenden an den Arbeitsplatz. Ein Investment, welches sich scheinbar bei vielen Unternehmen auszahlt – nicht nur bei Google. “Free Food” gehört im Silicon Valley zu einem Standard-Benefit. Die Mitarbeitenden kommen früher zur Arbeit, gehen über Mittag nur kurz mit ihren Arbeitskollegen intern essen und reden selbstverständlich zu 90% über das Business. Und am Abend bleiben die Mitarbeitenden länger. Kurz und Gut: „Free food is mainly a benefit for the employer!“. Die externen Berater wären gut beraten, wenn Sie das Thema „Free-Food“ mal genaustens kalkulieren würden. Aus meiner Perspektive ist Free-Food eine kreative Lösungsidee, welche sowohl einen positiven wirtschaftlichen Einfluss hätte als auch die Unternehmenskultur verbessern würde.

„Hanspeter Bürgin: In keinem Medienhaus des Landes ist die Loyalität der Mitarbeiter zu ihrem Arbeitgeber so tief wie bei Tamedia. Viele Mitarbeiter fühlen sich nur noch als Kostenfaktor, ihnen fehlt die Wertschätzung und eine publizistische Idee. Verleger Pietro Supino hat ein ernstes Problem mit seiner Unternehmenskultur.“

Tamedia

 

 

Tamedia

TRANSPARENZ-BOX: Der Autor dieses Blogposts ist Unternehmensentwickler bei watson.ch und hat davor als Projektleiter in der Unternehmensentwicklung bei Tamedia gearbeitet. Er hat während seiner Zeit bei Tamedia bei einigen Sparprojekten mitgearbeitet.

Tamedia

Bevor die Halbjahreszahlen 2014 von Tamedia analysiert werden, sollen anbei die letzten drei Halbjahreszahlen der Jahre 2011, 2012 und 2013 in Erinnerung gerufen werden.

Halbjahreszahlen 2011

Dank der Integration von Edipresse Suisse kann Tamedia einen markanten Umsatz- und Ergebnissprung aufweisen. Die EBIT-Marge liegt mit 16 Prozent im Zielband zwischen 15 und 20 Prozent. Der Umsatzanteil des Geschäftsfeldes Digital liegt bereits bei 11 Prozent. Die Digitalmedien beschäftigen über 480 Mitarbeitende. In diesem Bereich wurden 300 neue Stellen geschaffen. Tamedia stellt die Projekte 20Minuti und die Dealplattform Scoup (wurde in der Zwischenzeit wieder eingestellt) vor. Mitte Juli 2011 wird mit der iPad-App des Tages-Anzeigers ein erstes kostenpflichtiges Angebot lanciert.

Halbjahreszahlen Tamedia 2011

Quelle: http://www.tamedia.ch, Präsentation vom 31. August 2011

Halbjahreszahlen 2012

Der Umsatz und das Ergebnis sind im Vorjahresvergleich leicht rückläufig. Das konjunkturelle Umfeld hat sich 2012 eher verschlechtert. Die seit Herbst 20111 rückläufigen Werbeentwicklung setzt sich fort und führt zu einem Rückgang von 9.5 Prozent bei der Print-Werbung. Der Umsatzrückgang ist insbesondre beim Geschäftsfeld Print Regional erkennbar. Die EBITDA-Marge geht bei Print Regional auf 15 Prozent zurück. Das Geschäftsfeld Print National liefert mit einem EBIT-Anteil von 78% ein starkes Ergebnis. Das Geschäftsfeld Digital erzielt ein negatives EBIT von 11 Mio. CHF.

Halbjahreszahlen Tamedia 2012

Quelle: http://www.tamedia.ch, Präsentation vom 30. August 2012

Halbjahreszahlen 2013

Das Wachstum im Geschäftsfeld Digital kompensiert den strukturellen Rückgang im Print. Die seit Herbst 2011 rückläufige Werbeentwicklung setzt sich weiter fort. Der Bereich Digital zeigt einen Umsatz- und Ergebnissprung und erzielt bereits 15 Mio. CHF EBIT. Dies entspricht einem EBIT-Anteil von 23%. Das Wachstum im Bereich Digital geschieht vor allem dank Erstkonsolidierungen (Integration von jobs.ch, Vollkonsolidierung von Olmero/Renovero ab 1.4.2025). Jedoch auch ohne den neuen Plattformen wäre das Geschäftsfeld Digital gewachsen. Die Newssites 20 Minuten und Newsnet können den Umsatz bei der Mobilewerbung ggü. Vorjahr stark steigern (20 Minuten: +88%; Newsnet: +95%). Tamedia übernimmt Mehrheit an Starticket.

Halbjahreszahlen Tamedia 2013

Quelle: http://www.tamedia.ch, Präsentation vom 22. August 2013

Halbjahreszahlen 2014

Was für Halbjahreszahlen. Dank Akquisitionen und Effizienzsteigerungsmassnahmen kann Tamedia eine Ergebnisverbesserung vorzeigen. Die EBIT-Marge steigt von 11.9% im Vorjahr auf 13.3%. Alle Geschäftsfelder weisen ein besseres Resultat als im Vorjahr auf. Man beachte: Anders als in den letzten drei Jahren präsentiert man den Überblick aller Geschäftsfelder mit einer Nachkommastelle. Dadurch wächst auch Print National von 30.9 auf 31.0 Mio. EBIT. Der strukturelle Rückgang der Printwerbung hat sich verlangsamt, aber sämtliche Printmärkte verlieren weiter an Werbeumsatz. Beim Tages-Anzeiger wurden bisher rund 7’400 digitale Abonnemente verkauft. Die Erwartungen sind damit übertroffen worden. Die Online-Umsätze und insbesondere die Mobile-Umsätze steigen bei 20 Minuten markant. Das Geschäftsfeld Digital wächst dank Akquisitionen und organischem Wachstum weiter mit konstant hoher EBITDA-Marge von 23.6%. Mit der Übernahme von 20.4% an Moneypark will man den Finance-Bereich von Tamedia stärken. Der Deal mit Swisscom um die Übernahme der PubliGroupt hat für Tamedia positive Effekte. Auf PubliGroupe-Aktien wurde im ersten Halbjahr 2014 ein Buchgewinn von rund 20 Mio. CHF erzielt.

Tamedia

Quelle: http://www.tamedia.ch, Präsentation vom 22. August 2014

 

Fazit

In den letzten vier Jahren ist bei Tamedia unglaublich viel passiert. Tamedia wurde mit der Integration von Edipresse Suisse ein nationales Unternehmen. Etliche Medien wie beispielsweise TeleZüri, Radio24, TeleBärn, Automobile Revue etc. wurden verkauft. Einige Projekte wie die Dealplattform Scoup oder Natura wurden lanciert und wieder eingestellt. Andere Unternehmen wie Jobs.ch oder Starticket wurden gekauft. Tamedia verwandelt sich langsam zum digitalen Medienunternehmen. Im ersten Halbjahr 2011 hat das Geschäftsfeld Digital noch eine bescheidene Million an EBIT erzielt. Im ersten Halbjahr 2014 sind es bereits 17.3 Mio. CHF. Der EBIT-Anteil des Geschäftsfeldes Digital stieg innerhalb von 3 Jahren von 1% auf 24%. Das Geschäftsfeld wuchs sowohl organisch als auch und insbesondere durch Zukäufe wie Jobs.ch. Die Cash Cows im Geschäftsfeld Digital sind auch im ersten Halbjahr 2014 nicht journalistische Produkte, sondern vor allem Classifieds wie Homegate und Jobs.ch. Die Zusammenführung der beiden Verzeichnisplattformen local.ch und search.ch unter einem Dach wird die Digitalumsätze bzw. -erträge im nächsten Jahr markant beeinflussen. Positiv überrascht das Geschäftsfeld Print National. Trotz Umsatzverlust von 14 Mio. CHF konnte das absolute EBIT leicht von 30.9 auf 31.0 Mio. CHF gesteigert werden.

Kurz und gut: Mit den Halbjahreszahlen 2014 zeigt Tamedia seine ganze Stärke. Print bleibt dank ausgeklügelten Effizienzmassnahmen unglaublich stabil, Digital wächst insbesondere durch kluge Akquisitionen. Ich kann nur sagen: WOW.

Tamedia

TRANSPARENZBOX: Der Autor dieses Artikels arbeitete in den Jahren 2012 bis 2014 als Projektleiter in der Unternehmensentwicklung der Tamedia AG. Sämtliche Informationen stammen aus öffentlich zugänglichen Publikationen auf www.tamedia.ch. Die Präsentation der Halbjahreszahlen 2014 steht seit Freitagmorgen, 22. August 2014, 06.30 Uhr zum Download auf www.tamedia.ch bereit.

Tamedia

Swisscom und Tamedia wollen Verzeichnisdienste gemeinsam weiterentwickeln. Tamedia besitzt 75% an Search.ch und wird nun die restlichen 25% von der Schweizerischen Post abkaufen. Swisscom besitzt die Hälfte von Local.ch und will die PubliGroupe kaufen und würde folglich 100% an Local.ch besitzen. Nach diesen Transaktionen werden Swisscom und Tamedia Local.ch und Search.ch in eine gemeinsame Tochtergesellschaft einbringen. Die Swisscom wird 69% an der gemeinsamen Tochtergesellschaft halten und das Unternehmen konsolidieren. Tamedia erhält die restlichen 31 Prozent. Das vereinbarte Beteiligungsverhältnis entspreche der Bewertung der beiden Unternehmen, erklärte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer gegenüber AWP. Geld fliesst also keines.

Machen wir ein kleine, falsche Vorher-Nachher-Matheübung. Gehen wir davon aus, dass Swisscom bereits im letzten Jahr 100% an Local.ch und Tamedia 100% an Search.ch besessen hätten.

Vorher:

Swisscom hätte 2013 mit Local.ch (100%) ein Betriebsergebnis (EBIT) von 51,7 Mio. CHF erzielt (Quelle: Geschäftsbericht 2013 PubliGroupe) Tamedia hätte 2013 mit Search.ch (100%) ein negatives EBITDA (nehmen wir -1 CHF an) erzielt (Quelle: Präsentation Jahreszahlen 2013 am 13. März 2014). Damit wir besser rechnen können, gehen wir von der falschen Annahme aus, dass EBITDA = EBIT ist. D.h. Tamedia hätte ein negatives EBIT von -1 CHF mit Search.ch erzielt.

Nachher:

Nun überlegen wir uns, wie das Betriebsergebnis mit der neuen Tochtergesellschaft (Search.ch // Local.ch) auf Basis der Ergebnisse 2013 aufgeteilt worden wäre: Die Tochtergesellschaft hätte ein EBIT von 51,7 Mio. CHF minus 1 CHF erzielt. Die Swisscom hätte 35,7 Mio. EBIT (69%) erhalten. Und die Tamedia hätte 16 Mio. CHF EBIT (31%) erhalten.

Anmerkung:

Die Rechenübung ist natürlich voller Fehler und basiert auf Vergangenheitswerten. Die Rechenübung berücksichtigt das zukünftige Potential, die Positionierung, die Businesspläne etc. nicht. Aus diesem Grund hüte ich mich davor, auszusprechen, für welche Partei der mögliche Deal besser erscheint. TRANSPARENZ-BOX: Von Januar 2012 bis Januar 2014 arbeitete der Autor dieses Blogposts als Projektleiter in der Unternehmensentwicklung von Tamedia. Er war in keiner Weise im Projekt rund um „PubliGroupe“ involviert. Bei sämtlichen Zahlen und Informationen im Blogpost handelt es sich um öffentlich zugängliche Informationen von Tamedia, Swisscom und PubliGroupe.

Was für ein Filetstück - Local.ch generierte 2013 einen Nettoumsatz von 200 Mio. CHF und erzielte ein Betriebsergebnis von 53 Mio. CHF

Search.ch

Search.ch - Quelle: Präsentation Jahreszahlen 2013, 13. März 2014

PubliGroupe

Local.ch - Quelle: Geschäftsbericht PubliGroupe 2013

 

Was für eine Osterüberraschung: Tamedia will PubliGroupe kaufen und hat am Donnerstag, 17. April 2014, eine Voranmeldung für ein öffentliches Kaufangebot für die PubliGroupe SA eingereicht. Tamedia interessiert sich hauptsächlich für das Filetstück von PubliGroupe, nämlich für die Plattform local.ch. Höchste Zeit also, die neusten Zahlen und Fakten zu PubliGroupe SA und Local.ch wieder einmal unter die Lupe zu nehmen.

07. März 2014: Nettoergebnis der PubliGroupe SA von -5.9 Mio. CHF als Jahresergebnis 2013

Segmente Publigroup

02. April 2014: PubliGroupe verkauft Publicitas an das deutsche Unternehmen Aurelius

Publigroup

Zum Geschäftssegment Search & Find bei Publigroupe gehören die LTV Gelbe Seiten AG (51% PubliGroupe, 49% Swisscom) und die französischen Unternehmen bei local.fr, die vollständig konsolidiert sind, sowie die zwei assoziierten Gesellschaften Swisscom Directories AG und local.ch AG (51% Swisscom, 49% PubliGroupe). LTV Gelbe Seiten AG, Swisscom Directories AG und local.ch AG operieren als ein Unternehmen mit gemeinsamer Geschäftsleitung, einer Marke – local.ch – und einer Struktur im Rahmen einer Partnerschaft zwischen PubliGroupe und Swisscom.

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Local.ch 100%: Bezogen auf das Gesamtgeschäft (100%) von local.ch ging das Betriebsergebnis in 2013 von 51.7 Mio. CHF im Jahr 2012 auf 51.7 Mio. CHF im Jahr 2013 leicht zurück. Der Nettoumsatz fiel mit 199.6 Mio. CHF etwas niedriger aus als im Vorjahr, in dem 208.9 Mio. CHF erzielt wurden. Im Jahr 2013 machte der Umsatz in klassischen Medien noch immer 34% des konsolidierten Umsatzes von local.ch aus (gegenüber 41% im Jahr 2012), das Online-Geschäft erreichte 2013 einen Umsatz von 41% (gegenüber 34% im Jahr 2012). Verzeichnisse und Datendienstleistungen hielten sich stabil bei etwa 25%.

Segment „Search & Find“ bei PubliGroupe (Local.ch, local.fr & home.ch):
Das Betriebsergebnis von Search & Find erreichte 25.5 Mio. CHF gegenüber 22.4 Mio. CHF im Jahr 2012. Der Nettoumsatz des Geschäftssegments lag mit 115.9 Mio. CHF etwas über dem Vorjahr mit 103.2 Mio. CHF.

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Quelle: http://www.publigroupe.com/en/

 

Die mobile Nutzung über Smartphone und Tablets von Medienangeboten wächst rasant. Beispielsweise kommt mehr als 2/3 der Visits auf www.20minuten.ch über mobile Endgeräte. 3.2 Millionen Menschen in der Schweiz nutzen 2013 das Internet über Smartphones und Tabletts. Damit avancieren mobile Endgeräte zu einem immer wichtigeren Werbekanal. Um mehr über die Wirkung mobiler Werbung zu erfahren, hat Tamedia mit Migros und GfK eine Mobile-Case-Study realisiert um folgende Frage zu beantworten: „Welchen Impact hat Mobile-Werbung und wie wirkt sie?“.

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Tamedia lieferte Werbung von Migros für das Kaffee-Getränke Grande Caffé auf diversen ihrer Mobile-Plattformen in der Deutsch- und Westschweiz in verschiedenen Formate aus. Von den regelmässigen Nutzer der ausgewählten Mobile Sites wurde eine repräsentative Stichprobe von 1800 Personen ausgewählt und vor und nach der Kampagne befragt.

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Die Ergebnisse sprechen für sich: Mobile-Werbung wirkt!:

  • Steigerung des gestützten Bekanntheitsgrad um 30%
  • Sympathiegewinn von 50%
  • Positive Wirkung auf die Kauferwägung
  • 4% haben absichtlich auf die Werbung geklickt, 3% zufällig -> Gemessene CTR muss um 40% nach unten korrigiert werden
  • 48% beurteilen den die Prestitial-Werbung als störend, 32% sind der Ansicht, dass die Banner-Werbung stört
  • Langsamer, aber kontinuierlicher Reichweitenaufbau
  • Optimale Kontaktdosis liegt bei 5-6 OTS
  • Mobile Werbekampagnen verlangen ein Werbeerlebnis - muss spezifisch auf Mobile ausgerichtet sein
  • Die Formatdiskussion ist weiter zu führen

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Quelle: http://www.tamedia.ch/de/pressekontakt/medienmitteilungen/2013/pressrelease/europaweit_neuartige_studie_zur_wirksamkeit_von_mobile_werbung

Zuerst: Ich bin ein Fan der Kultur „Bring your own Device“. Sowohl in meiner Zeit als Unternehmensberater konnte ich jeweils alle zwei Jahre ein neues Notebook, Smartphone und Tablet über meine geschäftliche Kreditkarte beziehen als auch während meiner NGO-Zeit hatte ich Anrecht auf eine jährliche Pauschale für meine selbstmitgebrachten technischen Gadgets. Die einzige Bedingung war jeweils: Sämtliche Dokumente sind in der Cloud. Denn das Wertvolle waren jeweils die Daten und nicht die Maschinen. Anders nun in der Medienbranche. Das Wertvolle sind die Maschinen. Beispielsweise klotzt Tamedia laut einem Interview mit Hansi Voigt mit exzellenten Laptops, für welche monatlich 540 CHF bzw. jährlich 6’480 CHF verrechnet werden. Naja, diese Laptops sind teuer, jedoch sind auch sämtliche SchnickSchnack-Softwares & IT-Support inklusive. Tablets werden grundsätzlich nicht bezahlt, auch wenn man in einzelnen Funktionen zwingend einen besitzen muss, weil es vom Vorgesetzten immer mal wieder heisst: Schau dir diese und jene Applications auf deinem Tablet an. So weit, so gut. Alles mehr oder weniger in Ordnung. Damit kann man leben.

Doch heute Abend hat mir ein Mitarbeiter eines erfolgreichen Medienunternehmens in der Schweiz mir doch tatsächlich folgende Geschichte erzählt. Der enorme Spardruck sei nun so gross, dass man nun aktiv freiwillige Mitarbeitende sucht, welche auf einen geschäftlichen Computer verzichten. Man solle doch einfach private Laptops ins Büro mitnehmen, weil die einerseits sowieso besser seien als die vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Maschinen und andererseits natürlich fürs Unternehmen nichts kosten und somit ca. 6’500 CHF jährlich pro Arbeitsplatz eingespart werden kann. Selbstverständlich werden die privaten Laptops nicht entschädigt bzw. es benötigt meistens noch private Investitionen in Software, damit diese privaten Computer mit dem Firmen-Netzwerk kompatibel sind.

Mein Kommentar: Gats no! Ich selbst würde mich als überdurchschnittlich sparsam mit geschäftlichen Ressourcen einschätzen. So fahre ich seit 2013 freiwillig jeweils in der 2. Klasse Zug, versuche wenn möglichst keine Spesen zu verursachen und meine Kollegen wissen, dass ich mich jemals am iPhone äussert kurz halte, um jeden möglichen Rappen an geschäftlichen Telefonkosten einzusparen. Doch wenn mein Arbeitgeber mir zwingend benötigtes Arbeitsmaterial wegnehmen würde, könnte ich das auf keinen Fall akzeptieren. Es stellt sich die Frage: Wo führt das noch hin? Heisst es bald: Bring your own WC-Papier?

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Die Produktlancierung des Jahres geht in der Medienszene 2013 vermutlich an Hansi Voigt mit seinem Online-Portal. Seit Wochen und Monaten wird gerätselt, ob und wann und wie und mit wem Hansi Voigt sein Online-Portal startet. Die Gerüchteküche brodelt. Gesicherte Informationen zum Projekt sind äusserst rar. Aus meiner Perspektive gilt lediglich ein Punkt als gesichert, nämlich: Fast jede und jeder möchte bei diesem Projekt dabei sein!

Ein paar Artikel zum Thema:

  • Dominanz der Druckerpressen, Schweiz Am Sonntag, 13. April 2013
  • Verleger Peter Wanner: „Wir prüfen die Investition in ein Online-Portal“, Aargauer Zeitung, 11. April 2013
  • Ex-Chef von „20 Minuten“-Online kritisiert Tamedia, Der Sonntag, 05. Januar 2013

Doch unter welchem Namen startet das Medien-Projekt des Jahres? Anbei ein paar Vorschläge:

  • 247.ch (twentyfourseven bzw. vierundzwanzigsieben)
  • TwentyFourSeven.ch
  • News24.ch oder 24News.ch
  • 24Minuten.ch
  • News1.ch
  • Number1.ch
  • OnlineFirst.ch
  • news.ch
  • hansiLIVE.ch
  • VoigtPost.ch
  • DerTag.ch
  • Schweiz am Montag/Dienstag/Mittwoch/Donnerstag/Freitag/Samstag/Sonntag
  • Heute.ch
  • 24live.ch

24Minuten